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Dr. Arnold liest diesmal Bgm. Nagl die Leviten

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Fr, 01.06.2012
Vizepräsident kontra Schöpf
 Beim Thema Agrargemeinschaften brodelt es im Gemeindeverband. „Präsident Ernst Schöpf hat für seine unfaire Kritik an der Agrarbehörde der Landesregierung keine Rückendeckung“, übt der Vizepräsident des Gemeindeverbandes und Bürgermeister von Axams Rudolf Nagl heftige Kritik an Schöpf.
Hier presche der Präsident ohne Absprache einfach vor, „in der Agrarfrage agiert er mit der Brechstange. Das geht einfach nicht“, fügt Nagl hinzu, der dem ÖVP-Bauernbund angehört.
Nagl verteidigte die Arbeit vom Leiter der Abteilung Agrargemeinschaften Bernhard Walser und forderte Schöpf zur Zurückhaltung auf. „Er ist ein ausgezeichneter Präsident, doch in der Agrarfrage geht er einfach zu weit.“ In der nächsten Vorstandssitzung will Nagl den Alleingang Schöpfs einmal mehr thematisieren. (pn)


Diesen Text wollte der Landesamtsdirektor i.R. Hofrat Dr. Hermann Arnold nicht auf sich beruhen lassen. Sein mail an Nagl fiel herb aus. Eine wahre Freude.

Von: Dr. Hermann Arnold [mailto:...]
Gesendet: Samstag, 02. Juni 2012 05:38
An: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Betreff: Recht nach Axamer Stil

Herr Vizepräsident !

Es ist zwar bedeutungslos, was der Vizepräsident des Tiroler Gemeindebundes sagt, aber dennoch soll es nicht unkommentiert bleiben.
Ein historischer Rückblick bestätigt es. Es gibt immer einen Judas. Dieser hatte einst Ehrlichkeit und Treue versprochen und im entscheidenden Moment gebrochen. Die Statuten des Tiroler Gemeindeverbandes verpflichten insbesondere die Funktionäre zur Arbeit im Interesse aller Gemeinden und nicht nur jener, denen bäuerlichen Interessenvertreter vorstehen und die Bauerninteressen im Vordergrund sehen. Offenbar hast du den Inhalt dieser Statuten nicht gelesen, oder aber, das ist noch bedauerlicher, du verhältst dich bewusst gegenteilig.
Als ehemaliger Vertreter der Gemeinden schäme ich mich, wenn ich lese, dass ein – angeblicher – Vertreter der Gemeinden den Präsidenten rügt, weil er sich ohne Rücksicht auf den Vorteil seiner Gemeinde – der Gemeindewald von Sölden gehört bekanntlich der Gemeinde – für die anderen enteigneten Gemeinden einsetzt und so seiner Verpflichtung als Funktionär des Gemeindeverbandes nachkommt. Dass es die Bauern als „Brechstange" empfinden, wenn sich andere unter Berufung auf Gesetz und Entscheidungen um ihre Rechte bemühen, entspricht offenbar dem Rechtsverständnis der Vertreter dieser Bevölkerungsgruppe. Die dem Bauernbund nahestehenden Vertreter der Agrarwest hingegen pflegen die „feine Klinge“!
Der Tiroler Gemeindeverband ist – zumindest noch nicht – eine Filiale des Tiroler Bauernbundes und hat bisher die Interessen der Gemeinden vertreten, statt Direktiven vom Bauernbund zu holen.
Dass das“ Axamermodell“ der Bereinigung der Causa Agrargemeinschaften auch dann nicht im Interesse der Gemeinde liegt, wenn es mit der Soko Agrar unter Auftrag des zuständigen Landesrates ausgehandelt wurde, ist nicht unbekannt, bleibt ein Dauerschaden für die nicht privilegierten Axamer Bürgerinnen und Bürger, hat aber als „Modell“ noch keinen Markenschutz.
Dass der Vizepräsident des Gemeindeverbandes sich deshalb veranlasst fühlt die Agrarbeamten zu loben, ist konsequent, ändert aber nichts am landesweit bekannten Unrecht, das zu beseitigen es im Interesse aller Bürger gilt. Dieses Lob hat auch Steixner ausgesprochen, der im Widerspruch dazu den Beamten der bekannten Grundsatzentscheidung aus dem Amt „gelobt“ (richtiger gemobbt) hat.
Es ist schon bemerkenswert, wenn sich ein Vizepräsident der Tiroler Gemeindeverbandes erlaubt zu verlangen, dass sich der Präsident eine Zustimmung zur Vertretung der Gemeindeinteressen holen müsste. So etwas nennt man im Sprachgebrauch Maulkorberlass.
Schade, dass im Gemeindeverband nicht an einem Strick gezogen wird und so – wie im Land – Partikularinteressen Vorrang haben(möchten).
Historisch bleibt, dass einige, und dazu gehört auch dieser Vizepräsident , immer noch die Auffassung vertreten, dass Recht (gilt) zwar für andere, aber für Bauern dieser Art nicht.
Dass der Bauernbund gegen den Tiroler Gemeindeverband und ihnen nicht hörige Personen hetzt und schürt ist bekannt, dass es nun dessen Vizepräsident auch noch tut ist neu.
„Bei meiner Ehr“ ; Koschuh hat Recht!. Tirols Politik findet sich schon im (bestens besuchten) Kabarett!
Ich hoffe du verstehst meine schon bekannte deutliche Meinung.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Arnold